Ja, diese berühmteste aller Zeichnungen stammt von Leonardo da Vinci (ca. 1490) – und nein, er hat diesen Menschen nicht „erfunden“! Der römische Architekt Vitruvius (ca. 80–70 v. Chr. bis ca. 10 v. Chr.) verfasste in seinen „Zehn Büchern über Architektur“ nicht illustrierte Abhandlungen, u.a. über den ideal proportionierten Menschen. Hier der Originaltext (Quelle: wikipedia):
„Ferner ist natürlicherweise der Mittelpunkt des Körpers der Nabel. Liegt nämlich ein Mensch mit gespreizten Armen und Beinen auf dem Rücken, und setzt man die Zirkelspitze an der Stelle des Nabels ein und schlägt einen Kreis, dann werden von dem Kreis die Fingerspitzen beider Hände und die Zehenspitzen berührt. Ebenso, wie sich am Körper ein Kreis ergibt, wird sich auch die Figur eines Quadrats an ihm finden. Wenn man nämlich von den Fußsohlen bis zum Scheitel Maß nimmt und wendet dieses Maß auf die ausgestreckten Hände an, so wird sich die gleiche Breite und Höhe ergeben, wie bei Flächen, die nach dem Winkelmaß quadratisch angelegt sind.“
Viele spätere Künstler, darunter Albrecht Dürer, regte er damit zu visuellen Umsetzungen an. Auch Leonardo da Vinci unterstützt mit seiner Federzeichnung die These des Vitruvius: Der aufrecht stehende Mensch fügt sich in die geometrische Form des Quadrates UND des Kreises ein. Im Gegensatz zu anderen Künstlern wählte Leonardo für das Quadrat einen anderen Mittelpunkt als für den Kreis: Beim „homo ad circulum“ ist es der Nabel, beim „homo ad quadratum“ der Schritt.
Das Original der Zeichnung befindet sich seit 1822 in der Galleria dell’ Accademia in Venedig – es wird aus Konservierungsgründen nur selten gezeigt.
Der „vitruvianische Mensch“ wurde und wird häufig zitiert und verwendet – unter anderem ziert er die Rückseite der italienischen 1 €-Münze.
Und: auch ich habe ihn schon eingesetzt: 1989 bei der Logogestaltung für das Body Up in München!
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